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Final-Festival in Berlin geht zu Ende - eine Band fährt zum Taubertal Festival

Nord- und Ostdeutschland-Finale 2017 im fast ausverkauften Columbia Theater
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Auftakt für 2 Tage Final-Festival in Berlin

Im Nord- und Ostdeutschland-Finale 2017 gingen 22 Bands steil....
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Süddeutschlandfinale im Backstage mit echtem Sauna-Flair!

Wer darf sich über die Top5 Platzierungen Bayerns und am Ende über den Sieg des Süddeutschlandfinales freuen?
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Bandtutorial: Fehlervermeidung statt aus Fehlern lernen

Die meisten Fehler machen Bands bereits in den ersten Monaten nach ihrer Gründung. Oftmals wird der zweite oder dritte Schritt vor dem ersten getan und unnötig Geld ausgegeben.



Einer der ersten Schritte nach einer Bandgründung ist natürlich das Live Spielen und recht schnell wollen die meisten Bands auch immer gleich eine CD produzieren. Dass das nicht immer der richtige Weg ist und wie man es besser anpacken kann, möchte ich in diesem Artikel aufzeigen.

Gerade im Rahmen von Wettbewerben sieht man immer wieder, und in den letzten Jahren auch immer häufiger, Bands, die leider Gottes noch nicht mal einigermaßen zufriedenstellend ihre Instrumente beherrschen. Von gutem Songwriting oder einer entsprechenden Bühnenpräsenz ganz zu schweigen. Wenn mir Techniker und Veranstalter erzählen, dass sie manchmal sogar Musiker auf der Bühne haben, die das erste mal ein Stimmgerät sehen oder eine Monitorbox, so glaube ich gerne, dass ein Job im Live-Business, speziell bei Newcomern, nicht immer ganz einfach ist und man schon auch eine gehörige Portion Geduld und Optimismus mitbringen muss.

Vor dem Erfolg steht die Arbeit

Woher das rührt, dass immer mehr junge Menschen denken, wenn man nur ein Instrument halten kann, wird es schon reichen, um Kariere zu machen, ist mir schleierhaft. Vielleicht trägt unsere Medienlandschaft dazu bei und die Flut an Castingshows, die so eine enorme Menge Müll produzieren, dass natürlich der Verdacht aufkommen könnte, gut Aussehen und etwas „blöd Tun“ reiche aus, um berühmt zu werden. Vielleicht ist es aber auch genau einfach nur dieser falsche Ansatz – das Streben nach Bekanntheit, Berühmtheit und eben nicht das Musizieren der Musik wegen, um etwas neues, besonderes zu schaffen. Eigene Musik zu schreiben hat doch etwas mit Kreativität zu tun, mit Talent und Einzigartigkeit, ganz unabhängig, ob man damit nun erfolgreich wird oder nicht. Natürlich würde dieser Art Musik zu machen dem Wettbewerb als solchem schon wieder entgegenstehen, doch glaube ich, dass grundsätzlich ein Messen und Vergleichen etwas ganz natürliches und im Wesen des Menschen tief verankert ist. Wenn man mit dem Anspruch herangeht, zu sehen, wo man selbst steht, neue Kontakte knüpfen möchte und sich neue Inspiration holen mag, so sehe ich da nichts Verkehrtes daran. Aber eben alles zu seiner Zeit. Und da sind wir an dem Punkt angelangt.

Viele Bands machen schon ihre ersten Bühnenerfahrungen, bevor sie überhaupt richtig spielen können. Das Handwerk ist doch aber die Grundvoraussetzung für alles?! Du kannst keine Tonkrüge verkaufen, wenn du nicht töpfern kannst und auch keine Brötchen, wenn du nicht backen kannst. Also liebe Musiker da draussen: Tut uns allen und euch selbst einen großen Gefallen und erlernt euer Instrument! Übrigens ist die Stimme das wichtigste Instrument in einer Band und sollte genauso trainiert werden und auch hier gehört erst mal eine solide Ausbildung dazu. Es gibt so viele Musikschulen, die gerne bereit sind hoffnungsvolle, talentierte und engagierte Musiker zu unterrichten und auszubilden. Natürlich gehört fleißiges und regelmäßiges Üben zu Hause auch dazu. Wer dafür schon weder Zeit noch Geduld aufbringt, sollte sich vielleicht einem anderen Hobby widmen, oder zumindest von der Bühne und öffentlichen Auftritten fern bleiben. Selbstverständlich gibt es auch genügend Musiker da draussen, die dies alles schon richtig machen, aber eben auch leider eine erstaunlich hohe Anzahl solcher, die einfach zu schnell den zweiten oder dritten Schritt tun wollen.

Eine Gitarre klingt nicht nur gut, weil sie teuer war oder man sich einen tollen Verstärker und Effekte dazu kauft. Ein guter Sound kommt überwiegend aus der Fingerfertigkeit des Künstlers und kann mit keinem elektronischen Gerät der Welt ersetzt werden. Gleiches gilt selbstverständlich auch für jedes andere Instrument. Ein Schlagzeuger der zwar ultraschnell Doubblebass spielt, aber den Takt nicht halten kann, hilft leider gar nicht. Jemand, der nicht hört, dass sein Instrument verstimmt ist, kann es wohl auch nicht korrigieren und wird eben immer scheiße klingen. Also, erst mal Handwerk lernen, sich dann an das Songwriting wagen und danach gehen die nächsten Schritte viel leichter.

Professionelle Hilfe ist keine Schande

Übrigens haben ganz viele große und bekannte Künstler die meisten ihrer Hits gar nicht selbst geschrieben. Es ist üblich, dass man sich auch hierbei Hilfe holt. Natürlich will jede Band erst mal eigene Songs auch selbst schreiben, aber um eventuell gute Ideen auf ein richtig gutes Level zu heben ist es absolut empfehlenswert und keineswegs eine Schande, sich professionellere Hilfe zu holen. Vielleicht kann ja schon der Gitarrenlehrer an der Musikschule weiterhelfen. Oder ein Musiker aus dem Bekanntenkreis, der eben schon weiter ist. Später wird man sich sicherlich einen Produzenten dazu holen, der dann hoffentlich den Songs den nötigen und richtigen Schliff verleiht. Je besser eine Komposition, das Arrangement ist, desto größer wird dann auch die Wirkung des Songs auf der Bühne sein, und vielleicht nicht nur da. Das gilt übrigens für alle Genres. Auch Metal sollte nicht nur „Drauflosgeholze“ sein. Ganz im Gegenteil: Gerade bei z.B. progressivem Metal zeigt sich, wer wirklich gut spielen kann, eine perfekte Technik hat und Songs gut arrangiert.

Und erst dann, wenn wirklich alles richtig gut ist, wenn gute Songs vorhanden sind – nach Möglichkeit mehr als nur einer ;) – erst dann sollte man sich mit dem Gedanken beschäftigen eine CD aufzunehmen. Natürlich schadet es nicht, wenn man zuvor schon einige Aufnahmen gemacht hat. Für sich selbst, zur Übung und um vielleicht mal etwas online zu zeigen, was man bisher schon erschaffen hat. Wenn man sich aber mit dem Gedanken trägt, Geld in die Hand zu nehmen, und zwar nicht nur ein paar Euro, sondern richtig Geld, um ein Studio anzumieten, einen Produzenten und Tontechniker dazu und das aufgenommene Resultat anschließend auch noch auf eine CD pressen will, dann sollte man sich seiner Sache schon sicher sein. Über 90% aller Demos / Newcomer-CDs, die ich je in meinem Leben gehört habe, entsprachen nicht dem Level, dass das Material es auch nur im Ansatz verdient hätte auf eine CD gepresst zu werden. Es war einfach rausgeschmissenes Geld und ganz viele Bands können sich mit genau solchen CDs ihre Proberäume tapezieren, weil sie selbige dann auch nicht los werden. Das heißt, selbst wenn die Produktion richtig gut ist, sollte man sich auch vorher mal noch Gedanken machen, ob man überhaupt genügend Abnehmer für die CD findet. Wie groß ist die Fanbase inzwischen? Wie viele Shows spielt man übers Jahr auf denen man dann evtl. CDs absetzen kann? Ist das Produkt gut genug und die Band schon so bekannt, dass man auch über z.B. Online-Stores einen Absatz findet? Wofür ist die CD gedacht? Als Merchartikel oder nur für Promozwecke? Das sind alles extrem wichtige Überlegungen, die man machen sollte, bevor man ein Studio bucht und eine Platte aufnehmen will.

Finanzielle Hausnummern für die erste Einschätzung

Da sicherlich einige meiner Leser diese Erfahrungen noch gar nicht gemacht haben und auch keine Ahnung haben, was „viel Geld“ bedeutet, möchte ich einfach mal ein paar Hausnummern in den Raum werfen, ohne damit zu sagen, dass man nicht auch für mehr oder auch weniger Geld ähnliche Leistungen bekommen kann.
Eine erste EP, z.B. als Bewerbungs-CD (3-5 Songs) in einem ordentlichen Studio mit einem Toningenieur, der euch auch etwas „produziert“, also kreativ in die Aufnahme mit eingreift, kann schon 5000,- € kosten und sollte wenigstens eine Woche Aufnahmezeit in Anspruch nehmen. Solide Studios verlangen zwischen 150 und 300 € am Tag, inkl. Techniker.
Sollen die Aufnahmen richtig gut werden und sollen die Songs noch mehr geschliffen werden, so ist es sinnvoll bereits in der Vorproduktionsphase jemanden, idealerweise den Produzenten, mit hinzuzuziehen, damit man bereits im Proberaum die Songs so weit vorbereitet, um dann die teure Studiozeit tatsächlich ausschließlich für die Aufnahmen nutzen zu können und dort nicht erst noch an den Songs gebastelt werden muss. Für einen richtig guten und natürlichen Schlagzeugsound kann man auch einen Drumtech (ab 150 € / Tag) dazu buchen. Im besten Fall bringt er noch eine Auswahl an Becken und Snares mit und ist natürlich verantwortlich für das perfekte Tuning des Kits. Das macht extrem viel aus und spart dem Produzenten später dann Zeit, wenn es um's Abmischen geht.
Ein gutes Studio wird auch eine größere Auswahl an Amps und Gitarren haben, sowie zahlreiche Effekte. Aber ihr selbst als kreative Musiker könnt natürlich auch schon im Vorfeld schauen, was ihr noch alles besorgen könnt. Man kann sich sehr viel Material auch bei befreundeten Bands borgen oder gegen ein geringes Entgelt beim Händler eures Vertrauens leihen. Je offener ihr als Band für Neues seid, desto mehr Material kann man sich zum Ausprobieren besorgen. Im Idealfall eben auch schon vor der eigentlichen Studiozeit. Aber das sprecht dann mit eurem Produzenten ab. Er wird schon wissen, was er für euren Sound alles braucht.
Zum Abmischen gibt man dem Produzenten idealerweise zu jedem Song und Sound Referenzbeispiele von anderen Produktionen, die einem besonders gefallen und an deren Sound man vielleicht herankommen möchte. Achtet bei den Mixes darauf, dass keine Fehler mehr drin sind oder eventuell auch mal eine ganze Spur vergessen wurde. Auch ein Produzent / Techniker ist nur ein Mensch und kann Fehler machen. Mehrere Ohren hören auch mehr. Wenn möglich, seid zumindest beim Mix des ersten Songs komplett mit dabei, damit man immer sofort einschreiten kann, wenn etwas nicht so läuft, wie gedacht.
Für das Mastering ist es üblich sich durchaus 2-3 Testmaster von verschiedenen Studios liefern zu lassen. Im Idealfall sind diese kostenlos. Denkt daran, dass sowohl das Mastering, als auch anschließend das Pressen der CDs nochmal Geld kostet. Mastering ca. 50 € pro Song und beim Pressen kann man grob 1 € bis 1,50 € pro CD rechnen; natürlich je nach Ausstattung (Digipak, 4-farb-Druck, usw.).
Eine weitere Hausnummer sagt, dass man für die Promotion nochmal so viel Geld investieren sollte, wie für die Produktion der CD selbst. Das würde bei den von mir verwendeten Zahlen bedeuten, dass man durchaus nochmal 6-7000 € da reinbuttern kann, damit man auch wirklich eine Wirkung erzielt. Wer das nicht hat, darf auch nicht damit rechnen, dass ohne die Investition die CD sich dennoch super verkauft und entsprechend beworben wird. Vieles kann man sicherlich auch durch Eigenleistung kompensieren, aber ich kenne nur sehr wenige Bands, die wirklich die Kontakte und vor allem die Zeit haben, um sich um diesen gesamten Promoapparat tatsächlich selbst zu kümmern und zwar so, dass dann auch die Resultate stimmen.

Daher überlegt euch gut, ob eine CD in eurem jetzigen Stadium tatsächlich Sinn macht. Vielleicht reicht es ja auch aus zunächst einmal 2-3 Nummern online zu stellen, um zu sehen, wie der Markt reagiert. Zum Bewerben reichen heute oftmals Links zu entsprechenden Soundfiles aus. Wenn dennoch ein Veranstalter eine CD haben möchte, kann man immer noch in kleinen Stückzahlen welche selbst brennen und diese auch schick und ansprechend – vor allem mit allen notwendigen Infos versehen – gestalten.

10 Punkte zum Erfolg


Zusammenfassend hier noch mal eine zeitliche Guideline, die euch helfen sollte, die richtigen Schritte zum richtigen Zeitpunkt zu gehen und vor allem nicht sinnlos Geld zum Fenster herauszuwerfen.

1. Für den blutigen Anfang: In einer Musikschule testen, ob euch das Instrument erlernen überhaupt taugt, wenn ja...
2. In einem Fachgeschäft beraten lassen und ein vernünftiges Instrument kaufen
3. Mit den Bandkollegen einen passenden Proberaum finden, der dann auch entsprechend ordentlich ausgestattet gehört, damit man überhaupt proben kann. Ihr solltet euch da gut hören können und euch natürlich auch wohl fühlen. Sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben.
4. Mit den ersten gemeinsamen Songs die Richtung festlegen und dann einen – nach Möglichkeit – einmaligen Bandnamen finden und sich hierzu die Webdomain sichern. Checkt vorher, was für Suchergebnisse ihr mit dem gewählten Namen bekommt.
5. Mit den ersten Auftritten Erfahrung sammeln und evtl. finanziellen Gewinn immer wieder neu investieren
6. Eine Fanbase aufbauen, die zukünftig dann auch CDs und anderen Merch kaufen wird
7. Mit gutem Material bei den ersten Wettbewerben anmelden und sich austesten und neue Kontakte knüpfen, um das eigene Netzwerk zu erweitern
8. Mit noch besserem Material einen Produzenten suchen oder ein passendes Studio
9. Mit der ersten eigenen CD den Merch ankurbeln und für größere Shows, Festivals, usw. bewerben.
10. Je erfolgreicher dann die Band wird, umso mehr Businesspartner werdet ihr brauchen, z.B. Manager, Booker, Promoter.

Wichtig: Zögert nie, auch schon in einem frühen Stadium, euch professionelle Hilfe zu holen. Lieber mal ein paar Euro für eine Beratung ausgegeben, als viele Hundert für eine falsche Entscheidung. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und alle Fehler wurden schon zig Mal vorher von anderen gemacht. Man muss sie nicht nachmachen, um zu lernen, wie es besser geht.
Alleine bei Emergenza habe ich inzwischen so viele professionelle Leute kennengelernt, die alle bereit sind euch als junge Bands weiterzuhelfen. Nutzt doch diese Möglichkeiten und glaubt nicht, dass ihr die Einzigen seid, die die Weisheit schon mit der Muttermilch aufgesogen haben. Dem ist definitiv nicht so.

Euer Tom van der Drum

Artikel 1: Sind deutsche Newcomerbands so schlecht?

Artikel 2: Feedback von der Veranstaltungsfront

Artikel 3: Warum schimpfen immer nur die Verlierer?

Artikel 4: Die bekanntesten Wettbewerbe im Vergleich