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2017

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Wer darf sich über die Top5 Platzierungen Bayerns und am Ende über den Sieg des Süddeutschlandfinales freuen?
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Sind deutsche Newcomerbands so schlecht?

Im internationalen Vergleich schneiden deutsche Bands gegenüber Bands aus Skandinavien oder England deutlich schlechter ab. Warum ist das so und was kann man ändern?




Dies ist der Auftaktartikel zu einer Serie, die speziell für Newcomer geschrieben und exklusiv über die Emergenza Seite veröffentlicht wird.

Der internationale Vergleich

EMERGENZA
bietet natürlich als internationaler Veranstalter eine ideale Plattform dafür, so einen Vergleich anzustellen. Ich selbst habe in den letzten Jahren auf ihrem Weltfinale im Rahmen des Taubertal-Festivals genau diese Tendenzen gespürt und beobachte dies auch in der regionalen Clubszene. Und natürlich ist man schnell dabei, die üblichen Ausreden hervorzuholen: In Skandinavien gibt es ein besseres Bildungssystem, mehr Förderung. Die Jugend wächst anders mit Fremdsprachen auf und England ist eh das Mutterland der Musik. Aber ist das wirklich alles?

Es ist gerade mal ein gutes Jahrzehnt her, da haben gerade Bands aus Deutschland besondere Aufmerksamkeit erzielt. EMIL BULLS oder ITCHY POOPZKID sind nur zwei Beispiele aus einer Generation an Bands, die offensichtlich damals einiges anders gemacht hat. Und sie haben den Wettbewerb als Karieresprungbrett gesehen und genutzt. Was unterscheidet diese von den Bands von heute? Da ich schon ziemlich lange im Musikbusiness tätig bin, beide Bands gut kenne, für sie gearbeitet habe und so manche Insider-Story gehört habe, wage ich den Vergleich und drücke den Finger tief in die Wunde.

Kommunikation ist das A und O

Besonders auffällig in den letzten Jahren ist die immer schwächer werdende Kommunikation. Da fängt es schon beim Schreiben an. Dass ca. 50% der Jugendlichen heute „das“ und „daß“, sowie „seid“ und „seit“ nicht mehr unterscheiden können ist nicht erst mit der Etablierung von Facebook bekannt geworden. Nur fällt es jetzt noch mehr auf. Auf Mails Antworten ist scheinbar out, ein Smartphone haben cool, es aber zum Telefonieren zu benutzen schon fast wieder unmöglich, da man dazu ja in der Lage sein müsste vollständige Sätze zu artikulieren.

Was ist das: „Steht auf der Bühne, hat ein Klinkenkabel in der Hand und schaut dumm?“ - „Ein Bassist, der mal wieder nicht weiß, wo er sich einstecken soll.“ - „Haha“, denkt man sich da als Gitarrist und erkennt den eigenen Kollegen in der Band. Aber eben dieser Gitarrist hat gerade die Frage gestellt, ob denn der Amp auch einen Footswitch zum umschalten von Clean auf Verzerrt hat und wird vom Backliner nun groß angeguckt: „Nein, du musst jetzt alles clean spielen – ne, Spaß!“. - „Ah, gut“, meint darauf der Gitarrist, „ich brauch eh nur verzerrt“.

In diesem Moment müsste sich nun der Backliner an die Stirn klopfen, die Schultern hängen lassen und entnervt von der Bühne gehen.

Leider ist das keine fiktive Geschichte, sondern passiert Abend für Abend - natürlich mit Variationen - auf den Konzertbühnen der Republik; speziell bei Nachwuchsveranstaltungen. Und dann frage bitte einer noch, warum andere Bands besser sind?

Wenn ich all diese Geschichten, die ich in den letzten 17 Jahren erlebt habe, niederschreiben würde, könnte ich ein Buch damit veröffentlichen. Leider hilft das noch nicht das Problem zu lösen, denn dazu müssten die „Verursacher“ ja lesen. Somit ist jetzt eigentlich auch dieser Artikel komplett für die Katz', da ich hiermit womöglich ja auch nur die erreiche, die mir bis dahin auch inhaltlich folgen konnten und die somit wohl nicht zu der geschilderten Spezies zählen.

Aber vielleicht sollte genau so etwas – also ein etwas längerer Text - als Eignungstest für die Bühne, bzw. für eine Wettbewerbsteilnahme, hergenommen werden. Die Gefahr dabei wäre dann allerdings, dass es bald schon gar keine Live Musik mehr gäbe.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Die Frage also: Schließen sich einerseits Intelligenz, Bereitschaft zur Kommunikation, soziale Integration und andererseits Musikmachen voneinander aus?

Wenn man lange genug in dem Job arbeitet, glaubt man das manchmal. Aber wie gesagt, es gibt auch zahlreiche positive Beispiele. Warum haben es also die eingangs genannten Bands geschafft?

Sie haben tatsächlich an sich geglaubt. Alles auf eine Karte gesetzt. Sich nicht verzettelt. Probe ist Probe und eben nicht Bier trinken. Jeden Abend müssen Veranstalter angerufen werden. Jedes Showangebot muss versucht werden zu spielen, egal wie weit weg es ist und ob es Gewinn abwirft. Ein Wettbewerb ist ein solcher und muss so akzeptiert und angenommen werden. Ganz oder gar nicht. Üben, üben, üben. Jeden Tag mehrere Stunden am eigenen Instrument und mind. 3x die Woche mit der Band. Gearbeitet und Geld verdient wird, um das Equipment zu optimieren. Freizeit heißt Zeit für die Band und nicht Zeit für sich. Und viele Leute anquatschen. Pünktlichkeit, auch in der Kommunikation.

Die gegenseitige Wertschätzung muss wieder in den Vordergrund rücken

Heute schauen Bands im Fernsehen irgendwelche schlechten Castingshows und denken, „super das ist ja easy“. Und „wir sind eh viel besser“. Sowieso gibt es mehr Bands die an Selbstüberschätzung leiden und tatsächlich glauben, sie werden entdeckt, als solche, die bereit sind hart an sich zu arbeiten.

Wie kann sich eine Nachwuchsband erdreisten zu behaupten der Veranstalter würde sich an ihr dumm verdienen?! Man würde als Band den Veranstaltern Geld in den Rachen schmeißen. Veranstalter – insbesondere Wettbewerbe – nehmen Bands aus!?

Solche Behauptungen erlebt man vor allem in Deutschland. In der Schweiz z.B. ist es durchaus üblich, dass man für Serviceleistungen auch einen Preis zahlt. Besucher oder Bands klagen fast nie über hohe Ticketpreise oder eine Teilnahmegebühr. Warum? Weil der Schweizer weiß, wenn er eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, und dazu zählt nun mal auch die Organisation eines Konzertes, dann muss diese Leistung auch angemessen vergütet werden. Und natürlich verursacht gerade eine Live-Veranstaltung auch jede Menge Kosten. In Deutschland herrscht hingegen diese Discounter Mentalität. 1 € Shopper erwarten eben, dass alles billig ist. Ob es lange hält ist dabei unwichtig. Siehe abermals Castingshows: Der Sieger ist max. für 6-12 Monate auf dem Markt und dann ausgelutscht, weil eben nichts langfristiges aufgebaut wurde. Dass aber eine Band, die sich heute am Markt etabliert, bereits Jahre lang vor ihrem Durchbruch geackert hat und eben nichts von heute auf morgen geschieht, sieht man nicht, oder will es vielleicht nicht sehen.

Und so sparen sich die Deutschen kaputt: Sie sparen an gutem Equipment: „Ich hab mir jetzt so ein geiles Multieffektboard gekauft; für nur 50,-€“. - Klingt auch so! Sie sparen an Probetagen – es wird schon passen. Der Besucher ist ja auch nicht so anspruchsvoll. Und sie sparen an der Kommunikation. Warum sollte man auch den Bandnamen unter die Mail setzen. Soll halt der Empfänger schauen, wie er damit klar kommt. Wozu gibt es Facebook. Nur blöd, dass Veranstalter, im Gegensatz zu den Musikern, nicht den ganzen Tag auf Facebook abhängen, sondern tatsächlich arbeiten und ihre Mailkorrespondenz bearbeiten und telefonieren müssen.

Heute sind die
Möglichkeiten so gut, wie noch nie zuvor

Aber ich weiß, es gibt sie! Da draussen sind gute Bands. Bands, die auch bereit sind mal die Ärmel hochzukrempeln. Doch meistens hört man von diesen Bands : „Wir machen unser eigenes Ding“ und das machen sie dann so lange, bis es sie nicht mehr gibt, weil der Atem eben nicht gereicht hat. Weil im entscheidenden Moment der Push gefehlt hat; die richtigen Kontakte. Man ist sich zu gut für einen Wettbewerb. Und ganz automatisch werden dadurch alle Wettbewerbe tatsächlich musikalisch, inhaltlich schlechter. Das bedeutet doch dann wiederum, dass also gerade jetzt die beste Zeit wäre, als gute Band in Wettbewerbe zu investieren. Ich sage jetzt absichtlich nicht Emergenza, nur weil mein Artikel hier erscheint, sondern meine das generell. Denn es betrifft ja tatsächlich alle und so viele Unterschiede gibt es gar nicht zwischen den einzelnen Contests. Am Schluss gibt es einen Sieger, wie z.B. aktuell die Band HEISSKALT, die einen regionalen Wettbewerb in Baden-Württemberg gewonnen hat und nun vom Stuttgarter Indie-Label Chimperator (Cro) gesingt wurde. Und nur deshalb, weil in der Jury jemand saß, der mit Wettbewerben doch etwas anfangen kann. Der selbst mal mit seiner Band bei Emergenza mitgemacht hat und inzwischen seinen Weg im Business geht.

Also, los! Raus ihr kleinen Feiglinge :-) Zeigt euch! Kommt raus aus euren miefigen Proberäumen! Beweist es euch und all den anderen! Wenn ihr wirklich was drauf habt, dann kann ein Wettbewerb euch nur helfen. Es gibt definitiv nichts zu verlieren. Selbst wenn am Ende nur die Erfahrung stehen sollte, so wird diese einen weiterbringen. In Skandinavien gehen gerade die guten Bands genau diesen Weg. Erst wenn sie sich sicher sind, dass sie gut genug sind, dann melden sie sich an und rocken das Ding.

Natürlich kann man verlieren. Wer das nicht verkraftet, ist vielleicht generell falsch hier. Aus einer Niederlage muss man verstärkt hervorgehen. Wer kein Durchhaltevermögen hat, wer keine Aufstehermentalität besitzt, der wird nicht die Erfahrungen von MR. BROWN machen können, die 3x nacheinander Emergenza mitgemacht hatten und in den ersten beiden Jahren jeweils im Semifinale gescheitert sind, aber beim dritten Mal dann den Durchmarsch machten und das internationale Finale gewonnen und danach eine Platte in Schweden produziert hatten.

Tom van der Drum

Weitere Artikel:

Artikel 2: Feedback von der Veranstaltungsfront

Artikel 3: Warum schimpfen immer nur die Verlierer?

Artikel 4: Die bekanntesten Wettbewerbe im Vergleich

Artikel 5: Bandtutorial: Fehlervermeidung statt aus fehlern lernen