REVIEWS
18
2009Februar
Zwei weitere Shows im Südwesten
Heidelberg ausverkauft und Stuttgart weiter souverän
Wenn man schon zwei Wochen vorher weiß, dass eine Vorrundenshow restlos ausverkauft ist, dann hat das nichts mit Wahrsagerei zu tun, sondern mit motivierten und engagierten Bands. Und diese scheint es in dieser Saison recht häufig zu geben. Jetzt eben auch in Heidelberg. Irgendwie hat es sich wohl rumgesprochen, dass volle Konzerte den Spaßfaktor deutlich erhöhen!
Fr. 13.02. Heidelberg – Schwimmbadmusikclub
Schon lange vor Türöffnung reihten sich die Fans vor dem Schwimmbadclub auf und harrten in der Kälte – es fing sogar an zu schneien – tapfer aus. Denn schließlich waren sie alle gekommen, um ihren Bands den notwendigen Support zu erweisen und was gibt es schöneres, als mit guten Freunden bei klasse Live-Musik einen netten Abend zu verbringen. Doch bevor es überhaupt mit den Wettbewerbbands losgehen sollte, eröffneten die Januar-Sieger aus unserer deutschen Top Ten INUNITY den Abend. Und obwohl das Pfälzer Quartett noch jung ist, haben sie diesen Gastslot ganz souverän ausgefüllt und den übrigen Bands deutlich gezeigt, wie hoch die Messlatte bei Emergenza hängen kann. Sicherlich die beste und auffälligste Band des Abends.
Aber auch die erste Band in der Wertung ließ sich nicht lumpen. Zwar fehlten bei BLUE MILK einige Fans, die wohl der schlechten Witterung wegen, den Weg in den Club nicht gefunden hatten, doch 109 Stimmen sind jetzt mal als Auftakt nicht zu verachten und sollten auch in der Endabrechnung noch für den dritten Platz reichen. Das Set war aber insgesamt zu langweilig, wenngleich gut gespielt, sodass nicht wirklich fremde Zuschauer überzeugt werden konnten.
Das lief bei RISING schon etwas besser. Die Akustik-Rock-Band aus Ludwigshafen hatte wirklich alles mobilisiert, wenngleich hier auch viele nicht gekommen waren, so konnte die Band doch mit gut arrangierten Songs in den fremden Lagern punkten und so sicherten sie sich mit 128 Votes den zweiten Platz.
Leider sind danach auch schon wieder viele Leute gegangen, was eher untypisch für Emergenza Shows ist und so mussten UNDEFINABLE doch mit deutlich weniger Zuschauern vorlieb nehmen. Aber vielleicht lag es auch daran, dass der Sound der jungen Band, doch noch nicht so rund und die technische Umsetzung einfach nicht ausreichend war.
Denn schwupps, war bei der nächsten Band der Saal schon wieder gut gefüllt. IVORY gaben gleich mit zwei Rockröhren Gas und schienen damit deutlich die Massen zu begeistern. 141 Stimmen und ein souveräner erster Platz machten diesen Abend für die Band sicherlich unvergesslich.
Schade, dass es am Ende für MONDAY FREAK SHOW nicht mehr gereicht hat. Die Band aus dem Odenwald tat sich etwas schwer Fans zu mobilisieren und so mussten sie vor fast ausschließlich fremden Leuten spielen. Das meisterten sie zwar prima und ihr Indie-Rock Sound wäre einfach perfekt für eine Show in Stuttgart gewesen, doch in Heidelberg fanden sie nicht mehr genügend Sympathisanten, um gegen die Übermacht der anderen Bands bestehen zu können. Aber dieses Quartett sollte man sich merken!
So. 15.02. Stuttgart – KellerKlub
Tags zuvor waren wir schon im selben Club, allerdings mit einer Bandpoolshow, bei der THE JERKS, THIRTEEN und MONEO vor fast 300 Leuten spielen konnten. Am Festival-Sonntag waren es dann ein paar weniger, aber doppelt so viele Bands.
AUSREICHEND MINUS aus Schwäbisch Hall eröffneten den Abend und machten ihrem Namen alle Ehre, denn eine höhere Benotung wäre für diese Band doch unpassend gewesen. Zu schüchtern und zu verhalten agierten sie mit ihrem deutschen Indie Sound auf der Bühne und erinnerte doch teilweise noch sehr an eine Schülerband.
Das war bei COATED gleich ganz anders. Zwar brauchte auch diese Band etwa zwei Songs, um Fahrt aufzunehmen, aber am Ende hatten sie dann mit Rock’n’Roll Nummern Stuttgart fest in der Hand und wurde trotz kleiner Fanbase auf einen verdienten zweiten Platz gewählt..
Irgendwie war heute aber der Wurm drin. Jede Band brauchte ewig beim Umbau und technische Probleme kamen dann noch obendrauf. So mussten FRIEDER ihr Set am Ende gleich mal abrupt um einen Song kürzen. Es ist eben doch empfehlenswert sein Set auch zeitlich vorher mal im Proberaum zu testen. Dabei sollte man auch die Pausen, die durch heftigen und lang anhaltenden Applaus entstehen, berücksichtigen. Der war zwar schön und auch berechtigt, denn das Trio war an diesem Abend sicherlich mit Abstand noch das Beste, was es zu sehen gab, doch den stärksten Song wollen wir beim nächsten Mal von der Band und nicht nur von den Fans intoniert hören.
Warum BETTER EXCUSE dann einen peinlichen „Pseudoflitzer“ auf der Bühne brauchten, um ihren eigentlich guten und soliden Punkrock entsprechend abzuwerten und mit ach und Krach noch den dritten Platz zu retten, blieb den meisten Zuhören dann unerklärt. Vielleicht muss man, oder will man nicht immer alles verstehen?!
Auch ist es schleierhaft, warum EXITUS gleich mehrere ganz neue Songs ins Programm genommen hatten und der Frontmann gleich mit einem ganzen Stapel an Textblättern auf die Bühne gehen musste. Üben sollte man bekanntlich im Proberaum. Aber jeder, wie er will.
Und eigentlich wollte dann keiner mehr so recht. Der Abend hatte sich gefühlsmäßig einfach zu lange hingezogen, doch SCHERBENPALAST sorgten nochmal für eine angenehme Überraschung. Sehr durchdacht – solide gespielt und gerockt hat es auch noch. Allerdings ist es natürlich schwer mit Gothic viele fremde Leute zu begeistern, vor allem, wenn man am Ende des Abends spielen muss. Dafür hatten sie ihren Job aber richtig gut gemacht, auch wenn es dann nicht mehr für einen der besseren Plätze reichen sollte.
Jetzt wird es noch zwei Vorrunden im März geben, ehe dann schon im April die Semifinale auf Stuttgart warten und wir alle freuen uns schon mächtig auf die tollen Konzerte in der Röhre.