Egal ob Wettbewerb oder eine Supportshow für einen bekannten Act: Wenn es darum geht richtig perfekt abzuliefern, hat man meist sehr wenig Zeit, ist zusätzlich nervös und natürlich passiert in solchen Momenten dann auch noch etwas Überraschendes. Wie man sich dem Problem stellen kann und mit einer perfekten Vorbereitung schon von vorne herein einige Dinge ausschließen kann, möchte ich im heutigen Tutorial darstellen.
Proberaum oder Müllhalde
Aller Anfang Übel ist oft der Proberaum. Die Akustik ist schlecht, der Raum düster und muffig und der Grad der Sauberkeit versucht gerade mit einer Müllkippe in Konkurrenz zu treten. Somit ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt für einen ordentlichen Frühjahrsputz. Raus mit den leeren Pizzakartons, den Bierflaschen und dem bereits modernden Teppich. Nehmt euch ein Wochenende Zeit und renoviert euren Raum von Grund auf. Investiert ruhig ein paar Euro in einen Eimer Farbe, einen neuen Teppichboden. Vielleicht reicht alleine schon das Pfandgeld dafür aus :-). Schafft euch eine Wohlfühlatmosphäre. Nur so kann man effektiv proben und kreativ arbeiten. Dann checkt mal eure Technik durch. Sollte das Drumset nicht mal neue Felle bekommen? Auch Gitarren- und Basssaiten gehören regelmäßig erneuert. Man kann nicht monatelang mit denselben Saiten spielen. Das klingt einfach nicht. Wenn dafür das Geld nicht reicht, dann ist musizieren schon von vorne herein das falsche Hobby! Positioniert eure Boxen, vor allem bei den Gitarren, so, dass ihr sie fast auf Ohrhöhe habt. Je näher am Ohr, desto leiser kannst du den Amp spielen und desto mehr Raum bleibt für weitere Instrumente und vor allem dem Gesang. Die meisten Bands haben Probleme sich im Proberaum richtig zu hören. Durch Positionsänderungen kann man viel bewirken. Mit etwas mehr Geld kann man auch das Schlagzeug hinter eine Plexiglasscheibe verbannen und somit die meist störend lauten Becken deutlich abschirmen. Cympads helfen auch. Für kleines Geld gibt es auch schon ordentliche Kopfhörerverstärker, sodass jeder mit einem Kopfhörer proben kann und über ein kleines Mischpult den für sich idealen Sound mischen kann. Nur wer sich wirklich richtig gut hört, kann auch Fehler hören. Und das ist das A und O bei der Probe.
Effektives Proben hat nichts mit Zeit zu tun
Denn der nächste Schritt wäre dann die Probe selbst. Fast alle Bands gehen her und proben ihr Set durch. Dabei geht es fast immer nur darum, die Songs eben mal wieder gespielt zu haben. Das hat aber nur wenig mit wirklich effektivem Proben zu tun. Denn eigentlich sollte man bei jedem kleinen Fehler – und die hört man eben auch nur, wenn oben genannte Situation geklärt ist – den Song abrechen und von neuem starten, bzw. genau diese Stelle so lange üben, bis sie tatsächlich fehlerfrei, eben perfekt ist. Dazu kann man auch jeden Song in logische Abschnitte (z.B. Intro, Strophe, Prechorus, Chorus etc.) unterteilen und sich dabei Stück für Stück dem Song nähern. Die jeweiligen Stellen werden dann im Loop auf Klick durchgespielt und in einer bestimmten Reihenfolgen setzt ein Instrument nach dem anderen aus, sodass jeder die Möglichkeit hat, genau zu hören, was die anderen machen oder gegebenenfalls hört, dass seine eigenen Parts noch gar nicht sauber sind. Dieses Probesystem bereitet sehr gut auf Livespielen, aber auch für's Studio vor.
Im Idealfall dabei auch gleich darauf achten, ob denn das, was gerade gespielt wird, in der Dichte der Instrumentierung überhaupt notwendig ist, oder ob man nicht eventuell auch etwas „ausmisten“ könnte und dem Song somit mehr Luft verschafft. Weniger ist oftmals mehr. Dynamik entsteht nicht durch ständiges dazu addieren, sondern auch durch weglassen. Viele Songs haben auch absolut unnötige Längen und werden dadurch schnell langweilig. Gerade wenn man Stück für Stück arbeitet und dann die Einzelteile wieder zusammensetzt, sollte einem dies auffallen. Was ist überhaupt die Hookline? Oftmals eben nicht der Refrain, sondern die geilste Stelle kam schon im Intro, wird dann aber leider im ganzen Song nicht mehr aufgegriffen. Hier fängt Songwriting an. Und hier fängt es an Spaß zu machen und gut zu werden. Das ist aber schon wieder eine eigene Geschichte.
Die richtige Songauswahl als Schlüssel zum Erfolg
Für die Auswahl des richtigen Sets, welches man im Rahmen eines Supportslots oder bei einem Wettbewerb spielen möchte, sind solche Überlegungen natürlich absolut relevant. So ein Support- oder Wettbewerbsauftritt hat meist max. 30 Minuten und diese sollten selbstverständlich optimal genutzt werden. Wie gehe ich in die Show rein, mit welcher Nummer setze ich ein Highlight in der Mitte des Sets und vor allem mit welchem Song soll die Show enden? Dieser sollte normalerweise die stärkste Nummer sein und den Zuschauern noch lange in Erinnerung bleiben. Vielleicht ein Song mit einem Mitsingpart, den die Fans sogar noch dann weitersingen, wenn die Band schon längst die Bühne verlassen hat. Nicht jede Nummer eignet sich auch für ein Live-Set. Manch Song mag auf CD richtig toll klingen, kommt aber live überhaupt nicht beim Publikum an. Das sollte man im Normalfall bereits im Vorfeld schon beim ein oder anderen kleineren Gig ausgetestet haben. Ist ein Intro notwendig? Wenn es ein Einspieler ist, ist der Sound doch immer wesentlich besser, als man ihn selbst mit der Band live produzieren kann. Dadurch kann es leicht passieren, dass dann, wenn die Band einsetzt, die Wirkung genau gegenteilig ist. Also kein „Aha-Erlebnis“ beim Publikum sondern eher ein „Oh-Gott“ und das sollte man tunlichst vermeiden. Intros funktionieren dann, wenn man lange genug daran getüftelt hat, seinen eigenen Tontechniker dabei hat und vor allem auch genügend Zeit für den Soundcheck hat.
Optimale Vorbereitung erspart Ärger und Sorgen
Bei einer Supportshow kann es schon mal passieren, dass der Mainact so lange checkt, bis für den Support nur noch 20-30 Minuten bis zur Türöffnung bleiben. Für einen kompletten Change-Over mit neuer Backline, Mikrophonierung und Soundcheck ist das nicht viel. Wenn man dann nicht optimal vorbereitet und eingespielt ist, wird es nicht gelingen und man wird wohl auch nie wieder als Supportband ausgewählt. Aber gut vorbereitet sollte man in jedem Fall auf die Bühne gehen. Auch wenn, wie z.B. bei einem Wettbewerb die komplette Backline gestellt wird. Der Schlagzeuger sollte seine Fußmaschine, vor allem das Doppelpedal, bereits vormontiert haben. Die Snare vielleicht auch auf dem eigenen Snareständer, da man so schon Höhe und Winkel eingestellt hat und nicht mit einem fremden Stand ewig rumhantieren muss. Zum Gitarristen gehört immer eine gestimmte Gitarre und nach Möglichkeit auch noch eine gestimmte Ersatzklampfe. Bodentreter sollten auf einem Board montiert sein. Die gesamte Verkabelung somit bereits im Board sein. Ein Ersatzkabel für das Instrument ist immer ratsam. Wie oft passiert es, dass genau dann ein Kabel seinen Geist aufgibt und dann kommen auf der Bühne so Sprüche wie: „Gestern hat es noch getan“, was natürlich dann in der Situation absolut gar nicht weiterhilft und es nur unnötig Zeit kostet sich nun auf die Suche nach einem neuen Klinkenkabel zu begeben. Haustechniker und P.A.-Verleiher haben solche Kabel nämlich nicht! Ein Sänger, der sonst eigentlich nichts zu tun hat, bei so einem Umbau, kann gerne von seinen Kollegen eingelernt werden und z.B. beim Keyboard oder Schlagzeug mithelfen. Es schadet auch einem Sänger nichts, wenn er sich etwas mit der Bühnentechnik auskennt.
Je besser so ein Change-Over flutscht, desto mehr Freunde macht ihr euch im Live-Geschäft. Nicht nur Techniker merken in dem Moment, dass die Band professionell arbeiten kann, auch dem Publikum wird so etwas nicht entgehen und sie freuen sich, wenn dann die Show pünktlich beginnt und der Sound passt. Euch selbst gibt eine gute Vorbereitung viel mehr Ruhe und Gelassenheit und ihr könnt euch auf das Wesentliche konzentrieren. Das ist in dem Moment eure Musik, eure Performance und euer Publikum!
Erfolgreiche Musik ist direkt an die Fans gekoppelt
Und damit euer Publikum dann auch tatsächlich da ist, eure Fans euch anfeuern und euch unterstützen, dazu gehört jede Menge Promotion- und Fanarbeit. Ein sehr leidiges Thema unter Bands, die ja immer noch der Meinung sind, dass Veranstalter für das Publikum sorgen müssten, dem ist aber nicht so. Wenn du sie nicht bringst, bringt sie niemand. Und wer hat schon Lust vor leeren Rängen zu spielen. Aber wie gewinnt man nun die Leute?
Eigentlich hat alles nur mit Überzeugungsarbeit zu tun. Wenn man es schafft, Freunde und Musikinteressierte von sich zu begeistern und zwar so sehr, dass diese die Begeisterung mitnehmen und nun selbst anfangen andere Menschen von euch zu überzeugen, dann hat man nicht nur alles richtig gemacht, sondern baut sich dadurch eine eigene „Fan-Army“ auf, die letztendlich die Promotionarbeit übernimmt, oder zumindest mithilft. Dadurch lastet die Arbeit nicht alleine auf den Schultern der Band, sondern wird auf viele verteilt und ist somit natürlich auch viel effektiver. Überhaupt glaubt man natürlich anderen Leuten, die begeistert von einer Band erzählen, viel mehr, als wenn der Musiker selbst sich mit Lorbeeren überschüttet. Das heißt letztendlich der Schlüssel zum erfolgreichen Self-Marketing liegt nicht alleine in den Tools, wie Facebook, Plakat- und Flyerwerbung, sondern vor allem darin, wie viele andere Leute man dazu bewegen kann, für einen zu werben. Auch jedes verkaufte T-Shirt, welches dann von einem Fan mit Stolz getragen wird ist die perfekte Werbung. Der Vorteil dabei, sie kostet nichts, sondern bringt sogar auch noch einen Gewinn mit, wenn man das Shirt verkauft. Das sind übrigens auch gern gesehene Dankeschön-Geschenke für Mischer. Und so ein Mischer steht fast jeden Tag irgendwo an einem Pult, wo er von vielen Menschen gesehen wird. Wenn er dabei dann auch noch euer Shirt an hat, ist diese Investition sicherlich nicht verkehrt gewesen.
Es sind also oftmals kleine Dinge und Gesten, eine gute Vorbereitung, ein schneller Umbau, die den Erfolg deiner Band positiv beeinflussen können. Jetzt seid ihr dran, diese Punkte bei euch zu erkennen, sie umzusetzen, um bei der nächsten Show die Band zu sein, von der man noch lange reden wird.
Euer Tom van der Drum
Artikel 1: Sind deutsche Newcomerbands so schlecht?
Artikel 2: Feedback von der Veranstaltungsfront
Artikel 3: Warum schimpfen immer nur die Verlierer?
Artikel 4: Die bekanntesten Wettbewerbe im Vergleich
Artikel 5: Bandtutorial: Fehlervermeidung statt aus fehlern lernen
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