Natürlich
ist diese These weder gewagt, noch irgendwie neu. Jeder hat es schon
erlebt. Überall. Ob im Sport, in der Schule oder eben auch bei
musikalischen Wettbewerben. Dort ist es wohl an der Tagesordnung,
dass es immer wieder die so genannten schlechten Verlierer gibt, die
dann immer im Nachhinein die Schuld woanders suchen. Der
Veranstalter, die Jury, das Konzept, die Technik. Wie bequem: alle
Anderen sind schuld am eigenen Versagen, nur man selbst eben nicht.
Ich sage nur: „Augen auf bei der Veranstaltungswahl!“. Wer nicht
verlieren kann, sollte auch nicht bei einem Wettbewerb teilnehmen. Da
nutzt auch der Schrei nach mehr Gerechtigkeit nicht. Denn genau
diejenigen, die am lautesten schreien, finden immer einen anderen
Schuldigen und stellen sich gar nicht die Frage, was sie vielleicht
falsch gemacht haben könnten.
Was
für ein Bandtyp seid ihr?
Dabei
geht es schon mit der Einstellung los. Habt ihr euch als Band schon
einmal gefragt, was eigentlich eure gemeinsamen Ziele sind? Als was
für einen Typ von Band würdet ihr euch beschreiben? Seid ihr die
klassische „Hobbyband“, die also nur aus Spaß an der Musik sich
trifft, um gemeinsam etwas zu musizieren, ohne den Anspruch Kariere
zu machen, finanziell daran zu profitieren, sondern eher im Gegenteil
euch klar ist, dass es eben ein reines Hobby ist, welches eben Geld
kostet und nichts weiter, als eben nur Vergnügen bringen soll.
Oder seid ihr doch die Newcomerband, die den Anspruch hat, aus dem, was man gemeinsam schafft, mittel-bis langfristig Kapital zu schlagen; sprich erfolgreich zu werden. Aus dem Hobby eben einen Beruf zu machen, um irgendwann mal in die Semiprofi – oder gar Profiliga zu wechseln?
Natürlich
sind die Grenzen fließend und viele Faktoren und Grundideen können
bei beiden „Bandtypen“ auftreten, aber die Unterscheidung sollte
ganz klar in der Zieldefinition sein. Ich denke, das macht es
leichter. Ich werde also im Weiteren von Hobbyband und
Newcomerband sprechen, obwohl uns allen klar ist, dass weder
die eine, noch die andere von ihrer Musik leben kann und es quasi
beide noch als „Hobby“ betreiben.
Passt
meine Band zum Konzept eines Wettbewerbes?
Die
Hobbyband sollte somit, meiner Meinung nach, nicht danach streben bei
Wettbewerben den Erfolg zu suchen und wenn sie an einem teilnehmen
möchte, sicherlich nur um des Spaßes Willen. Das Resultat in Zahlen
rückt dabei in den Hintergrund und das Miteinander mit anderen
Musikern und die Show an sich sind die Gewinne dieser Band. Ein
hinterer Platz, durch Jury oder Publikum oder wem auch immer
vergeben, ist dann auch kein Beinbruch und kann lässig mit einem
Lächeln abgetan werden, weil man sich einfach einen netten Abend
gemacht hat. Mit dieser Einstellung hat man nichts zu verlieren.
Die
gleiche Lockerheit und Unbeschwertheit wünscht man sich auch bei
Newcomerbands, die sehr wohl ein Interesse daran haben bei einem
Wettbewerb etwas zu erreichen. Engagement und Motivation gehen
deutlich über das Level der Hobbyband hinaus und viele sind extrem
fokusiert, manchmal auch übermotiviert. Hier ist es nun die Kunst
den Spagat zu machen, um sowohl die lockere, unbeschwerte Band auf
der Bühne zu geben, die gerade den Spaß ihres Lebens hat und auf
der anderen Seite aber auch sehr konzentriert und akribisch alle
anderen Aufgaben, wie Fanmobilisierung, Webseitenpflege, u.a.m. zu
stemmen. Eine Niederlage wird hier viel schwerer wiegen, weil
natürlich eine ganz andere Investition betrieben wurde.
Aus
meiner Erfahrung heraus ist es eine reine Kopfsache. Wenn alle
Schritte richtig gemacht wurden, man sich im Vorfeld ausreichend mit
dem Wettbewerb und den Rahmenbedingungen auseinandergesetzt hat, sich
darauf eingestellt hat und sowohl sein Set gut durchdacht und
ausreichend geprobt hat, als auch genügend Fans mobilisieren konnte
(egal, ob es einen Publikumsentscheid gibt oder nicht – eigene Fans
sind immer wichtig und bestimmen die ganze Zukunft einer Band), dann
kann eigentlich nichts passieren. Wenn dann deine Band dennoch
scheitert, so brauchst du nirgends die Schuld zu suchen, sondern
musst nur akzeptieren, dass wohl eine andere Band ihre Hausaufgaben
noch einen Tick besser gemacht hat, reifer war, den besseren Moment
hatte. Es gibt so viele Faktoren, die du, selbst bei bester Planung,
nicht voraussehen oder gar beeinflussen kannst. Also nimm die
Niederlage hin und gehe deinen Weg weiter. Es gibt bald schon die
nächste Show und vielleicht auch den nächsten Wettbewerb, bei dem
alles anders laufen kann. Nur Aufgeben darf man nicht. Kein Groll der
Welt, gegen den Veranstalter oder die Juroren, wird dich in diesem
Moment weiterbringen. Also nutze doch deine Energie lieber für das
Schreiben neuer Songs, u.a.
Die
Nörgler sind die Verlierer
Musiker,
die sich in Foren oder gerne auch auf Facebook auslassen über
beschissene Wettbewerbe, unfaire Bedingungen oder die miese Jury sind
sehr arm. Und leider auch sehr unkreativ. Denn wenn sie kreativ
wären, hätten sie besseres zu tun oder würden zumindest einen Song
darüber schreiben, wie unfair doch alles ist. Doch im Regelfall sind
sie dann doch eher die Musiker (Bands), die eben keine oder nur
wenige Fans haben und somit auch selten Erfolg. Warum? Hätten sie
Erfolg, hätten sie Fans und diese würden sie zum nächsten Erfolg
tragen. Ist alles irgendwie ziemlich logisch – und trifft übrigens
nicht auf die reinen Hobbybands zu. Hatten wir ja eingangs schon.
Diese trachten erst gar nicht nach so einem Erfolg. Ich wollte es nur
nochmal wiederholen, da es ja schon wieder einige Zeilen her ist. ;-)
In
jedem Fall haben diese Nörgler aber an einem doppelten Verlust zu
knabbern. Erst im Rahmen des Wettbewerbes und später dann auch noch
im www. Denn Keiner, der auch nur im Ansatz verstanden hat, wie die
Musikwirtschaft funktioniert, wird solche Menschen ernst nehmen
können. Auch steigern sie damit nicht das Interesse von anderen
Veranstaltern, sondern bekommen ja nur Zuspruch von anderen Verlieren
– Gleichgesinnten. Und wer bitte setzt jetzt auf Verlierer? Was
müsste da in einem Veranstalterkopf vor sich gehen? „Oh, die
Band hat in einem Wettbewerb verloren und gibt jetzt allen Anderen
die Schuld. Beschimpft sogar die Veranstalter öffentlich. Au ja,
diese Band möchte ich unbedingt buchen. Ich möchte auch mal einen
leeren Laden haben und hinterher von der Band beleidigt werden.“
Klar – diese Überlegungen gibt es nicht. Ergo tut man sich
damit auch keinen Gefallen, so etwas im Netz zu verbreiten. Aber ich
möchte natürlich niemandem verbieten sich kritisch zu äußern. Das
tue ich ja hier in diesem Artikel auch. Ich sehe es vielmehr als
Gedankenanstoß.
Der
Schlüssel zum Erfolg: Die richtigen Fragen stellen
Aber
wie werde ich nun nicht zu dem Musiker, der sich in Foren auslässt
und eben den „schlechten Verlierer“ gibt? Die Eingangsfrage
richtig stellen und richtig beantworten: Wohin will ich mit meiner
Band? Was sind wir für ein Bandtyp. Das sollte schon sehr viel
helfen.
Dann
checkt doch noch, ob wirklich alle in der Band am selben Strang
ziehen. Nichts ist schlimmer, als wenn man Monate oder gar Jahre
nebeneinanderher gelebt hat und sich gar nicht bewusst war, dass es
zwei Seelen in der Band gab. Einer strampelt sich für den Erfolg ab
und die Anderen sehen es eben nur als Hobby, steigen dann aus, weil
Studium, Familienplanung u.a. Vorrang hat. Das passiert viel öfter
als man denkt. Oftmals leider sogar erst nach Jahren. Es verschieben
sich ja auch Ansichten im Laufe einer Zeit. Daher kann man sich die
Fragen auch immer wieder stellen. Und wird womöglich eines Tages ein
unerwartet neues Ergebnis erhalten. Sich als Band immer wieder auf's
Neue zu hinterfragen und zu prüfen, ob man noch den gemeinsamen Weg
hat, ist also ein ganz wichtiger Punkt in allen weiteren
Entscheidungsschritten. Wie der, ob man z.B. an einem Wettbewerb
teilnehmen möchte und mit welcher Intention.
Ich selbst bin ja der Auffassung, dass es bei den einzelnen Wettbewerben gar keine so großen Unterschiede gibt und man eher zwischen den Bands unterscheiden muss. Sprich, ist es einen wettbewerbsaffine Band und hat Bock darauf, sich in einem Wettstreit zu messen, oder eben nicht.
Dennoch
werde ich im nächsten Artikel mal die bekanntesten Wettbewerbe
gegenüberstellen und eine möglichst objektive Aufstellung machen.
Euer
Tom van der Drum
Artikel 1: Sind deutsche Newcomerbands so schlecht?
Artikel 2: Feedback von der Veranstaltungsfront
Artikel 4: Die bekanntesten Wettbewerbe im Vergleich
Artikel 5: Bandtutorial: Fehlervermeidung statt aus fehlern lernen