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NEWS
23
2007Januar
Aus Berlin: ArEt
Eine Abstecher zu Emergenzas Top Band Of The Month
Es ist immer ziemlich kompliziert dem Genre Ska-Rock ein neues, anderes Gewand anzupassen, das wenigsten ein Minimum an Innovation beinhaltet: wie Reggae (der Legende nach enstanden in einem heissen jamaikaner Sommer, der die Musiker dazu brachte, es etwas langsamer angehen zu lassen) auch, ist es ein klar definierter Stil, mit seinen grunlegenden Strukturen. Ohne Zweifel mit Variationen, aber fast immer eben mit nur kleinen Modifikationen. Wie auch immer, oft macht es ja auch mehr Sinn, sich auf die funktionierenden Basics zu beschränken auf der Suche nach etwas ganz Neuem als sich zu verzetteln. Allerdings ist das auch das grösste Dilemma vieler Bands: grossartige Verpackung, banale Inhalte.
Aber zurück zum eigentlichen Thema, ist ja schliesslich keine Musikgeschichts-Stunde hier....
ArEt aus Berlin, die aktuelle Top Band Of The Month bei Emergenza, geht einen entscheidenden Schritt über traditionellen Ska hinaus, und sie einfach als Ska-Band zu beschreiben, würde die Sache doch sehr vereinfachen. Nimmt man zum Beispiel "The Sea", einen hübschen Marsch, der den oben erwähnten Standarts folgt, mit Tempowechseln und und plötzlichen Breaks, im klassischen Off-Beat, verkörpert dieses Berliner Quintett einen sehr verfeinerten funky Beat. Check auch "The Legend of The Walking Boat", unwiederstehlich Zusammen mit einer hohen, oft etwas übertriebenen Stimme, die ich ehrlich gesagt ziemlich cool finde, speziell in diesem Kontext. Und anscheinend durfte etwas nicht fehlen (ist auch so etwas wie ein Trend in Europa geworden): ihre Songs wurden elektronisch aufgehübscht, der Rhythmus zur Perfektion geglättet, was sich nach 80ies anfühlt, und die übliche Ska-Band macht sowas ja nicht.
Wenn man sich auch die älteren Songs anhört, auf ihrer letzten, gleichnamigen Platte "Aret", wird es deutlich, dass sie schon länger die stilistischen Möglichkeiten ausschöpfen: "Dub Cactus" ist ein kleiner elektronischer Leckerbissen, hypnotisierend bis zum dem Punkt, dass ich mit der Maus automatisch mehrmals auf Play clickte. "Chaque Vie.." dagegen ist eine nette kleine französische Ballade, "TV Tree" ein Rock Song mit wirklich perfekter Bläsern (ein natürlich fundamentales Element, das von niemanden, der anständigen Ska machen will, ignoriert werden sollte). Was zeigt, dass sich die Band auf verschiedenen Feldern zu bewegen versteht, sogar die klassische Rockballade ("Lass uns feiern") ist dabei.
Der Berliner Fünfer wird jetzt kein neues Kapitel zum Buch der weltweiten stilistischen Innovation hinzufügen (?), aber ohne Frage bewegen sie sich ein ganzes Stück oberhalb des Durchschnitts. Natürlich auch unter Berücksichtigung, dass sie dieses überstrapazierte Genre bearbeiten, mit allen Spielarten und manchmal darüberhinaus, wenn es nötig wird. Sie versuchen verschiedene Herangehensweisen parallel und können damit umgehen, immer mit den gleichen kompositorischen Fähigkeiten. Auf jeden Fall beweisen sie, dass sie mit den gängigen Pop Tools umgehen können, von den Melodien bis zur Electronic, vom Gesang bis zur Verwendung der einzelnen Ska-Zutaten, zu einem wie gesagt hingebungsvollen, besonders aber intelligenten Eklektizismus.
Das Ergebnis, von dem was ihr gehört habe, ist einladender Power-Ska, vergleichbar nur mit einer Scheibe warmen Toasts mit Honig und Butter, morgens nach durchfeierten Nacht.