TOPHISTORIER
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Mail: stevencafe@live.de
Stefan Kunz 30 oktober 2014 08:30
Stefan Kunz 29 oktober 2014 11:54
Um 5:00 Uhr früh schreibt er an die drei Musiker die vor 25 Jahren seine Freunde waren und mit denen er die Band Steven Café war.
Eine Mail nach Hause und ins Damals. Ins Neonlicht der Frankfurter U-Bahnstationen und an den Anfang der Achtziger, als sie zu viert durch die Nächte der Großstadt zogen.
Eine Mail, tief zwischen die Hochhausschluchten, mitten hinein in die rollende New Wave Welle. An Orte, an denen man sich voller Schneid, Schönheit und Linientreue den Untergang herbeitanzt.Es werden gefärbte Rosen verschenkt, der Scheitel gezogen und in Kaschmir gekotzt. Im Cooky’s, in der Music Hall, im Musik-Bistro.
Die romantische Härte des Frankfurter Nachtlebens verschluckt die junge Band. Ganz nach den Fehlfarben, "sie tanzten bis zum Ende, zum Herzschlag der besten Musik, jeden Abend, jeden Tag, sie dachten fast es war ein Sieg."Sie spielen die Musik ihrer Vorbilder Lords of the New Church, Killing Joke, Psychedelic Furs oder Gang of Four. Sie werden lokal bekannt und haben bald alle einschlägigen Bühnen der Stadt durch. Die Zeit rauscht nur so dahin, bis die Neunziger kommen. Und dann 20 Jahre gar nichts mehr.Bis zu diesem Morgengrauen im Mai, als alle drei Adressaten innerhalb von Minuten antworten. Dem leidenschaftlich verfassten Appell ihres Frontmanns "Steven" ist wenig entgegenzusetzen. "Wir müssen wieder spielen!"Aber wie denn? Die Männer um die 50 sind Familienväter, stecken im Beruf, Musik ist längst Nostalgie und Zeitvertreib. Höchstens Buchner selbst verkauft noch eine valide Figur vom alternden Salonlöwen und jungenhaften Träumer.Und die Umstände? Frankfurt macht niemandem mehr Angst, die Russen auch nicht. Die Rebellion ist vorbei, wer lacht hat mehr vom Leben und ein erwachsener Mann im digitalen Jahrtausend kann nur noch beschwerlich in analogen Echos und Selbstmitleid vergehen.Aber die Vier wissen ihren Sound umzubauen. Sie spielen die Arrangements ihrer Zeit, verzichten auf Effekte, Hall und Keyboards und gelangen schnell zu einer neuen, völlig glaubwürdigen Version ihrer alten Identität.Sie sind die Gleichen, aber nicht mehr die Dieselben. Der Sound von Steven Café wird zum optimistischen Ton-Signal an ihre Zeitgenossen.Post-Post-Punk ist Soul Food. Sie retten das Geschmackserlebnis von damals hinüber in die Bekömmlichkeit von heute. Ihr Spiel ist nicht simpler aber puristischer. Weniger Weltschmerz, mehr Humor. Weniger Künstlichkeit, mehr Rock. New Wave ohne Filter.Sie spielen mit der adoleszent-wirren Offenheit von früher. Gleichzeitig löst Ihre Seniorität am Instrument den Traum vom Einfachen des Rock’n’Roll für einen Augenblick ein. Steven Café werfen ihr Publikum in eine gelungen überarbeitete Version der Achtziger. Tanzen im Strobo, träumen, berauschen, knutschen und sich wieder ein wenig einbilden morgen ginge die Welt unter. Drei Knöpfe auf, die Krawatte wie ein loser Galgenstrick, heute Nacht ist wieder Alles oder Nichts.Hoffentlich ist Buchner nicht wieder so schnell fertig mit Frankfurt wie mit München...
Steven Café sind:
Stefan "Steven" Buchner - Gesang
Hmood - Gitarre
Alf - Bass
Stefan "Bill" Kunz - Schlagzeug
Text: André Urban
Stefan Kunz 26 oktober 2014 08:17