REVIEWS
22
2007Januar
„GEIZ IST GEIL“ in Stuttgart
Ist es die schwäbisch, sparsame Mentalität, Zufall oder ein generelles Generationenproblem, da man ja heutzutage mit dem Motto erzogen wird und aufwächst?
Zunächst muss man mal sagen, dass zumindest an der Publikumsmenge nicht gespart wurde, sondern ganz klar das Gegenteil der Fall war. Im Gegensatz zu den ersten Shows noch im alten Jahr in Stuttgart, brummte das Universum gleich von der ersten Minute an. Doch konnte sich das Publikum – immerhin fast 400 Leute – doch meist nur für die „eigene“ Band erwärmen.
Ganz schwer hatte es da der Opener. Joy Became Clear waren kurzfristig für Changin Attitude eingesprungen. Sie hatten im letzten Jahr in Karlsruhe erfolgreich teilgenommen und wussten durchaus, wie man ein Publikum anheizen muss. Aber im Gegensatz zur Band zeigte sich das Stuttgarter Publikum ziemlich emotionslos. Gerade mal eine Hand voll Leute wagte sich aufs Parkett und dabei sollte das noch eine der stärksten Bands des Abends sein.
Schlagartig wechselte aber das Szenario als die „jungen wilden“ von Pure Sickness die Bühne betraten. Reichlich Fanunterstützung füllte im Nu den Platz vor der Bühne und die Band ließ es gewaltig krachen. Hard Core ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber so perfekt und tight, wie er da präsentiert wurde, konnte es kein anderes Resultat geben, als den verdienten ersten Platz.
Mit Mister Exx betraten nun die etwas reiferen Herren die Bretter, die die Welt bedeuten und wer zuvor in den Backstagebereich linsen konnte, dem ist sicherlich aufgefallen, dass sie mit den „Jungen Wilden“ auch schon den ganzen Mittag gemeinsam Spaß hatten. Somit war hier kein Funke von Konkurrenz zu spüren. Nur eben das Publikum hatte das immer noch nicht verstanden. Egal – und drauf mit deutschem Rock. Die eigenen Fans freute es, die anderen hatten was verpasst und dennoch souveräner 2. Platz. Da zeigt es sich doch, wer mit Freude an die Sache ran geht, hat quasi schon gewonnen.
Dann wurde es richtig schwer. Nils und Die Käferbrüder machen sicherlich ihr Ding und zumindest von der Beherrschung der Instrumente darf man nichts auf die Jungs kommen lassen. Dass ein eher frei gejamtes Programm nicht so die Massen bewegen kann, mag bei dem Publikum sicherlich nicht verwundern, dass sie dennoch deutlich Stimmen dazugewonnen haben, sollte sie umso mehr ermutigen, auch wenn es hier und heute zu nichts gereicht hat. Mut zur Innovation und Eigenständigkeit. Auf jeden Fall ausbaufähig.
Die Ulmer Spatzen von Union Hills boten danach ein solides Rockset, aber auch hier ohne deutliche Spuren beim nach wie vor reichlichen Publikum zu hinterlassen, welches sich doch immer großteils im hinteren Bereich des Clubs und im Thekenbereich aufzuhalten schien. Aber der auch hier reichlich vertretene Fansupport ließ zumindest vor der Bühne nichts anbrennen. Als beste Fünftplatzierte wahren sie sich somit noch die Chance auf den Semifinaleinzug.
Danach stand dann der Vocation Fanpulk bereit und sorgte für ausgelassene Stimmung. Die Band selbst, nicht nur in der Rhythmusfraktion noch ziemlich wackelig, ließ sich auf der Woge der Begeisterung tragen und feiern und schaffte es somit auch eine Runde weiter.
Tribal griffen dann wider zu den härteren Gitarrenriffs und hätten eigentlich am Erfolg von Pure Sickness anknüpfen können. Etwas verspielter und nicht so durchdringend, gelang es ihnen allerdings nicht, das mürbe Stuttgarter Publikum zu knacken, feierten aber trotzdem eine gewaltige Show.
Den Abschluss bildeten Arcane, die dank der Freunde von ihren Kollegen Union Hills auch zum Ende hin noch genügend Leute vor der Bühne hatten und mit einer richtig guten Rockshow sich so auch den Einzug in die nächste Runde sichern konnten.
Somit bleibt eigentlich nur der kleine Wehmutstropfen, dass das Publikum selbst nicht so engagiert zu Werke ging, wie die Bands selbst. Verdient hätten sie es alle allemal gehabt!
Dank sei aber allen Fans, die wenigstens ihre eigene Band