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INTERVIEW MIT EINEM MIKRO



Schon vom weiten sah ich ihn kommen. Wie immer in schwarz, immer pünktlich, immer korrekt. Seine Haare sauber zurückgekämmt, darüber das berühmte metallische Haarnetz, das seine Zellmembrane sehr wohlwollend im Gehäuse hält. Es muss sich ein wenig seltsam für ihn anfühlen interviewt zu werden. Eigentlich ist er es gewohnt - fast schon sklavisch - seine Arbeit zu verrichten, alle Sounds und jedes Geschrei zum Besten zu reproduzieren. Alles was geflüstert, gesprochen oder gesungen wird. Er steht einfach da, nimmt alles an und reproduziert es. Doch diesmal wird er das Sprechen übernehmen. Er platziert sich sehr bequem in seinem Case. Umgeben von Schaumstoff. Er fühlt sich sichtlich wohl. EB: Nun Mic, wie waren die letzten 3 Tage auf dem Taubertal Festival? MIC: Es war harte Arbeit. Sehr intensiv. Manchmal fast schon unerträglich. Manche Sänger waren sehr cool und manche schmissen mich ständig von links nach rechts. EB: Hat dich eine Band besonders beeindruckt? MIC: Ich mochte hauptsächlich die deutschen Bands. Auch die spanische Band aus Barcelona war sehr interessant. Naja, es war ein wenig unangenehm, aber der Sänger einer deutschen Band hatte ein Problem mit seinem Speichelfluss, so war es, dass ich die ganze Nacht angespuckt wurde ... Ich brauchte eine Dusche! ... Ich mache natürlich nur Spaß! Anyway, ... das ist ein häufiges Problem, das wir mit unserer Gewerkschaft unbedingt klären sollten. EB: Bedeutet das: STREIK? MIC: Nun, ... wenn die Sänger uns weiterhin so bespucken, dann muss endlich was passieren. EB: Wie ist so das Verhältnis mit dem hiesigen Mischpult gewesen? MIC: Naja, vor ein paar Jahren noch standen wir uns sehr nahe. Wir waren quasi mit einer Art Nabelschnur verbunden, was uns ziemlich zusammengeschweißt hat. Doch seit wir mit diesen Funkfrequenzen arbeiten ist unsere Beziehung distanziert, hoch professionell muss ich gestehen. EB: Was würdest du zu einem blutigen Anfänger sagen, der in dieses Business einsteigen will? MIC: Wie man´s nimmt ... junge MICs müssen halt verstehen, dass es kein wirklicher Spaß ist, die ganze Nacht von schwitzigen Händen angefaßt zu werden oder konstantes Schreien aus unmittelbarer Nähe ertragen zu müssen. Die meisten von uns sind davon sehr gestresst. Du musst wissen, dass man dazu viel Eigenmotivation benötigt, aber aller Anfang ist schwer. EB: Eine letzte Frage: Wie ist die Beziehung zu anderen MICs? Arbeitet jeder für sich oder seid ihr Teamplayers? MIC: Es ist so. Ein MIC zu werden, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Ein Gitarren- oder Bassverstärker MIC zu sein, ist nicht den gleichen Bedingungen ausgesetzt. Einmal hat ein Bassmikro, einer meiner Kollegen, am Ende des Gigs festgestellt, dass der Verstärker direkt mit dem System verkabelt war und seine Anstrengung völlig umsonst war ... er musste die ganze Zeit vor dem Lautsprecher stehen! Das macht einen natürlich nachdenklich. Ich bin froh, dass ich bei meiner Arbeit nicht stundenlang über einem Becken hängen muss oder gar bei der Snare. Das wäre ein absolut unwürdiger Job. Zumindest bekomme ich das Rampenlicht ab. EB: Vielen Dank für deine Zeit. MIC: Es war mir ein Vergnügen!